Warum man freiwillig auf Berge steigt: Lukas Bärfuss liest an der KSR

Bericht von Manuel Conrad

Die Schweiz, so titelte der Autor und Dramaturg Lukas Bärfuss im Oktober 2015 in der FAZ, ist des Wahnsinns. Ob dies die Vorliebe des Schweizers für den Zeitvertreib in dünner Höhenluft erklärt, sei dahingestellt – eigenartig muten sie auf alle Fälle an, die kleine Alpenrepublik und ihre Bewohner, von denen selbst Napoleon einst behauptete, sie seien nicht mehr und nicht weniger als Wilde, denen jegliches Kultur- und Zivilisationsverständnis abgehe.

Eigenartig oder zumindest erstaunlich, so gab Bärfuss am 18. Januar im Interview mit Schülern der Kanti Romanshorn zu bedenken, sei auch der Umstand, dass die Schweiz im Verlaufe der Jahrhunderte erfolgreich den Wandel von der Drehscheibe des Söldnerhandels zum Tourismus-Dienstleister vollzogen habe. Müssten da also nicht vielmehr diejenigen des Wahnsinns bezeichnet werden, die nun ausgerechnet dort Erholung suchten, wo einst Zerstörung und Leid gehandelt wurden?

Bedenkt man, dass es vor allem die Briten waren, die dem Alpinismus in der Schweiz zum Durchbruch verhalfen, so zeichnen sich erstaunliche Parallelen ab: 2016 beschloss das britische Volk den Austritt aus der Europäischen Union; wird das Schweizer Volk am 4. März einen ebenso historischen Entscheid fällen und der No-Billag-Initiative zustimmen? Einem Volk, das sich schon immer gerne freiwillig in die Einsamkeit der Berge zurückzog, ist einiges zuzutrauen…

Einen ausführlichen Bericht der Lesung hat die KSR-Ehemalige Sarah Schwedes verfasst; er findet sich hier .