Dachau – den Toten zur Ehr, den Lebenden zur Mahnung

8.2.2006

Bericht von Sarah Schwedes, 4Ms

„Bitte Ruhe!“, ruft die Aufsicht, als ein paar Schülerinnen laut lachen. „Bitte Ruhe!“, ruft sie noch einmal, als sie es schon wieder tun.

Tatsächlich ist es an diesem Ort nie vollkommen ruhig. Andächtiges Raunen, geflüsterte Erklärungen und draussen auf dem Platz das Knirschen des Schnees. Der Schnee verleiht dem Gelände etwas beinahe Märchenhaftes. Trotz der grauen Wolken. Oder vielleicht gerade wegen dieser Wolken, die kein Lichtstrahl, so scheint es, zu durchdringen vermag.

Gleichzeitig sind es der Schnee und die Kälte, die diesen Ort noch trostloser wirken und uns im Entferntesten begreifen lassen, welche Qualen die hier Eingesperrten und Gefolterten erlitten haben. Vielleicht ist dies auch einer der Gründe, warum die Schule ihre 4M- und 2F-Klassen ausgerechnet im Winter zur Gedenkstätte nach Bayern schickt.

In Führungen, zwischen eineinhalb und zweieinhalb Stunden lang, erkunden wir Teile des Jourhauses, eine der beiden rekonstruierten Baracken, die zum Glück nie in Betrieb genommene Gaskammer und schlussendlich die Krematorien. Vielleicht ist erkunden das falsche Wort. Tatsächlich beobachten wir nur, erkunden wäre wohl auch unangebracht.

Nach der Führung wird gegessen, der Appetit ist scheinbar niemandem vergangen. Und nach der Mahlzeit wird noch ein Film gezeigt. Schwarzweissaufnahmen in einem Kino mit Holzsitzen. Bequem sind sie nicht, aber dies ist auch kein Ort, an dem man es sich bequem machen soll.

Nach dem Film darf man auch noch den Bunker und die darin enthaltenen Einzelzellen erkunden. Das machen nicht alle, viele sehen sich stattdessen die Ausstellung etwas genauer an.

Immer wieder wird leise die Frage geäussert, ob dieser Ausflug denn wirklich nötig gewesen sei. Diese Frage wird nach den Ferien nochmals im Unterricht besprochen. Und dort sind sich dann alle ziemlich einig: Ja, es ist nötig. Gerade heute. Und man muss darüber reden. Das ist unabdinglich. In Zeiten, in denen Redner scheinbar alles sagen können, dürfen Mahnmale kein Ort des Schweigens sein.