Immer Zoff mit dem Stoff – oder warum Schweigen nicht immer gülden ist

Reden ist Silber – Schweigen ist Gold. So will es zumindest ein altes Sprichwort. Dass Schweigen jedoch auch feige und Reden alleine nicht immer die Lösung aller Probleme sein kann, unterstrich die Klasse 3Ma, welche zum Semesterschluss das unter der Regie von Sara Schumacher, Karin Keel Walliser und Simon Engeli einstudierte Stück Immer Zoff mit dem Stoff zum Besten gab, eindrucksvoll.

Bericht von Manuel Conrad

Gutmütig sieht er aus, fast väterlich, verständnisvoll zumindest; der einstige Heroin-Abhängige und Leiter einer Selbsthilfegruppe Jamal Rüdisüli. Man nimmt ihm die Sorge um seine Schützlinge, die reihum von ihren Erfahrungen mit harten und weichen Drogen erzählen, denn auch ab.

Da ist beispielsweise Laura, die aus ihren Ferien in Südfrankreich ausser der Erfahrung einer ersten Alkoholvergiftung wohl nicht viele Erinnerungen mit nach Hause genommen hat. Oder die ehemalige Nachwuchshoffnung Nejmo, der nach einer Sportverletzung den Rasen des Bolzplatzes gegen andere Arten von Gras eintauscht und so die Leere in seinem Leben auszufüllen sucht. Und letztlich Maximilian, der sich den beruflichen Erfolg herbeisehnt, jedoch feststellen muss, dass sich dieser erst einstellen will, als er seine Nase nicht nur tiefer in die Akten, sondern auch immer häufiger in Kokain steckt.

Sie alle suchen – mehr oder weniger freiwillig – nach Hilfe. Hilfe, die sie sich von der Gesprächstherapie bei Jamal versprechen. Dieser müht sich redlich, muss jedoch bald einsehen, dass sich solche Probleme nicht so schnell in Luft auflösen wie das Räucherstäbchen, welches für eine behagliche Atmosphäre sorgen soll. «Hilf uns!», fordert der Gesprächszirkel am Ende denn auch lautstark. Doch Jamal muss zugeben, dass er ausser den Gesprächen keine Hilfe anzubieten vermag.

Über die Sucht sprechen – und sich damit eingestehen, dass man ein Problem hat, dass man die Sucht längst nicht mehr im Griff hat, sondern dass es die Sucht ist, die einen beherrscht. Darüber reden – damit ist immerhin ein Anfang gemacht und bewiesen, dass man es manchmal mit Marius Müller-Westernhagen halten muss: Schweigen ist feige – Reden ist Gold.