Matthias Hildbrand – der jüngste Gemeinderat der Schweiz

Mit gerade mal 19 Jahren ist er Gemeinderat in Ried-Brig VS und somit der jüngste Gemeinderat der Schweiz. Ganz nebenbei ist er im Abschlussjahr der Kantonsschule.

hildbrand

Interview von Yavanna Leenders, 2Mz

Wie bist du in die Politik gekommen?

Vor 4 Jahren habe ich an der eidgenössischen Jugendsession teilgenommen und wurde sofort in den Bann der Politik gezogen. Dort durfte ich mit Politikern eine Petition ausarbeiten. Daraufhin habe ich mich nach einer Jungpartei umgeschaut und bin bei der Jungen CVP Oberwallis gelandet. Wurde dann ziemlich schnell in den Vorstand gewählt, dann schon bald als Vizepräsident.

Wie bist du an dieses Mandat als Gemeinderat gekommen?

Die Ortspartei kam auf mich zu und sagte: „Die Wahlchancen stehen gleich Null, aber wir hätten gerne jemanden auf der Liste für den Gemeinderat.“ Ich dachte mir nicht viel dabei, meine Eltern waren komplett dagegen, ich versprach  aber, dass ich nicht Gemeinderat werde, alleine schon wegen der schlechten Chancen. Ich habe dann aber doch ein wenig Wahlkampf gemacht, mehr aus Interesse als aus Ehrgeiz.

 

Ich bin nicht wahnsinnig gescheit, ich rechne mich selbst zum Durchschnitt der jugendlichen Denker Aber ich möchte eigentlich auch ein wenig zeigen, dass wenn ich Trottel das hinkriege, dann kriegt ihr das auch hin. Es braucht junge Nationalräte, Grossräte und so weiter, denn dort wird die Zukunft bestimmt und wir als Jugend sind die Zukunft.

 

Und wie hast du erfahren, dass du dann doch gewählt wurdest?

Ich kam vom Ausgang nach Hause, natürlich total durch und bereit für das Bett. Vor meiner Haustüre standen dann einige Politiker und erklärten mir, dass ich die Wahl gewonnen hätte und dass ich jetzt Gemeinderat sei. Erwartet habe ich das nicht, ich habe noch nicht einmal geduscht und bereit für dieses Amt war ich auch nicht. Meine Eltern sind ausgeflippt vor Freude oder Stolz, das kann ich nicht genau sagen.

Und dann?

Viele Ortszeitungen und Kantonszeitungen sind auf mich zugekommen mit der Nachricht, ich sei der jüngste Gemeinderat der Schweiz.

Ist es schwierig Amt und Schule unter einen Hut zu kriegen?

Nein, nein. Schulisch bin ich zwar nicht der Fleissigste. Seit ich das Amt übernommen habe, schreibe ich aber bessere Noten als zuvor. Natürlich interessiert mich die Politik mehr als irgendeine Mathegleichung, aber im Endeffekt muss ich beides beherrschen.

Kommst du mit dem Amt an deine Grenzen?

Natürlich ist man am Anfang überfordert, aber jetzt geht das fast von alleine. Sitzungen, nachher mit Kollegen in den Ausgang, alles easy. Ich mache es mir selbst manchmal nicht leicht, ich habe die Redhaftigkeit der Leute unterschätzt. Viele finden das nicht gut, dass man einen Jugendlichen an dieses Mandat lässt und reden dementsprechend schlecht. Es braucht aber die junge Stimme im Gemeinderat, ich habe vielleicht nicht die Erfahrung, aber ich habe den Mut, Neues auszuprobieren, ich habe eine andere Sicht der Schweiz. Egal welche Entscheidungen heute gefällt werden, früher oder später betreffen Sie mich und alle anderen Jugendlichen, sei das jetzt national, kantonal oder kommunal. Deswegen finde ich, es macht nur Sinn, dass wir dann wenigstens ein Wörtchen mitreden können.

Und was machst du im Gemeinderat?

Ich habe gewisse Vereine und Organe unter mir, zum Beispiel das Altersheim, was ich ziemlich ironisch finde (lacht). Vereine sind auch unter mir. Ich muss eigentlich nur Rechnungen bewilligen oder den Leuten unter mir gewisse Aufträge erteilen.

Wirst du auch mal „verhätschelt“ von deinen Ratskollegen?

Am Anfang, ja. Es verging Ihnen aber schnell. Ich bin oftmals am besten informiert, vor allem über Rechtsartikel, denn mein SPF ist WR. Seit sie das gemerkt haben, sagen sie nichts mehr.