Von eineiigen Zwillingen oder: Warum man über alles sprechen darf – Renato Kaiser an der KSR

Böse Zungen behaupten, Poetry Slam verhalte sich zur Literatur wie die Paralympics zu den Olympischen Spielen: Ein Sieg interessiere, so die Zürcher Slamerin Hazel Brugger, lediglich das eigene Ego und vielleicht noch die eigenen Eltern. Ein Wagnis also, dem Goldacher Spoken Word-Künstler Renato Kaiser die Eröffnung des Frühlingssemesters anzuvertrauen?

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Renato Kaiser liest an der KSR – von Manuel Conrad

Kaiser, seines Zeichens Poetry Slam-Schweizermeister des Jahres 2012 und durch seine satirischen Kommentare auf dem Newsportal watson mittlerweile einem breiteren Publikum bekannt, wagte sich denn auch gleich an die grossen Fragen der menschlichen Existenz: Ist Gott eine Frau? Und wenn ja: Weshalb ist ausgerechnet im Gebärvorgang keine Spur von intelligent design auszumachen? Darf man Kinder doof finden? Und wenn ja: Gilt das nur für die eigenen? Existieren in Zeiten, in denen jeder sein Privatleben bereitwillig auf unzähligen Social Media-Plattformen ausbreitet, noch Tabus? Und wenn ja: Weshalb soll man gerade über solche sprechen?

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Gewagte Themen, an welche sich Kaiser heranwagte. Ein Wagnis also, das Semester auf diese Art und Weise zu eröffnen? Mitnichten. Stilsicher kokettierte Kaiser mit der metaphorischen Gürtellinie und zeigte einmal mehr, dass man über alles sprechen kann. Man muss es nur wollen – und den Ton treffen.