Ein Prosit der Gemütlichkeit oder: Sofapoesie

Im Zuge der Umgestaltung der Sofaecke rief die Mediothek die Schülerschaft dazu auf, literarische Texte zu diesem geliebten und begehrten Gegenstand einzureichen. Der Kanti-Blog stellt heute zwei davon vor.

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Mein Leben als Sofa von Tanja Felix, 1Fb

Könnt ihr euch ein Leben vorstellen ohne essen, ohne schlafen, ohne überhaupt irgendetwas zu tun? Vielleicht denkt ihr, so ein Leben gibt es gar nicht, aber ich bin der lebende Beweis dafür. Mein Leben als Sofa. Vor ungefähr zehn Jahren stand ich erstmals in einem Möbelgeschäft. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch ganz neu und absolut ungebraucht. Ich stand also Tag und Nacht dort und wartete, bis ich endlich verkauft wurde.

Während ich also wartete, hatte ich genug Zeit zu träumen und mir vorzustellen, wer mich wohl nehmen würde. Ich stellte mir inständig vor, wie eines Tages eine hübsche junge Frau in den Laden kommt, mich sieht und mich sofort kauft. Denn eigentlich standen meine Chancen gar nicht so schlecht. Ich bestand aus zartrosa farbenem Leder und war allgemein sehr hochwertig gebaut. Allerdings schien mein Preis ein bisschen hoch zu sein, denn alle potenziellen Käufer begutachteten mich, liefen heran, sahen den Preis, schüttelten den Kopf und liefen wieder weiter.

Eines Tages aber schien ich endlich Glück zu haben und eine junge, elegante Frau kaufte mich. Ich wurde eingepackt und in einen grossen Transporter gebracht. Zuerst wusste ich gar nicht, was gerade mit mir passierte, bis ich dann plötzlich auf einer grossen Bühne stand.

Nach ein paar Tagen wurde mir dann klar, dass ich als Requisite in einem weltbekannten Theater dienen sollte. Irgendwie gefiel mir die Vorstellung. Ich mochte Theater sowieso schon immer. Ich mochte es, wenn sich Leute als eine andere Person vorstellten und in eine andere Rolle schlüpften. Ich mochte dieses Verstellen der Persönlichkeit.

Ich stand also mindestens einen Monat da und die Leute sangen, weinten oder lachten auf mir. Nachdem die Aufführungen vorbei waren, packten sie ihre Sachen. Inklusive mich.

Sie steckten mich wieder in einen Transporter mit anderen Möbeln und Requisiten. Wir fuhren stundenlang, bis der Wagen endlich anhielt und wir rausgebracht wurden.

Ich erkannte die Stadt sofort; New York. Auch dort wurden wir auf eine Bühne gestellt.

Und so ging es immer weiter. Von New York begaben wir uns nach Kalifornien, dann nach Mexiko, Rio de Janeiro und dann mit dem Schiff nach Europa.

Das ganze Jahr über wurde ich herumkutschiert. Ich liebte mein Leben, mein Leben als Sofa.

 

Sofapoesie von Lena Good, 1Mez

Ich bin ein Sofa. Ein Sofa im Hier und Jetzt. Egal, auf welchem Sofa du schon gesessen bist: Ein Sofa ist ein Sofa. Bin nicht mehr und nicht weniger. So zumindest denkst du. Ja, ich weiss, hab dich gerade dabei erwischt, wie du dir selbst zugestimmt hast. Das habe ich schon oft zu spüren bekommen, dass ich weniger Wert bin als das Handy, welches mit grenzenloser Sanftheit behandelt wird. Im Gegensatz zu mir, ich werde oft mir Rucksäcken beworfen, mit Getränken übergossen, die so lange an mir haften, bis sie jemand von mir wegwischt, Katzenkrallen hinterlassen aufgeschlitze Haut, eklige Kaugummis kleben an Stellen, an denen du nicht mal weisst, dass es diese gibt, aber jetzt ist mal Schluss, denn etwas Wichtiges musst du wissen.

 

Eins wird immer vergessen. Ich bin der Rückhalt von jedem von euch. Morgens, wenn du nichts sehnlicher vermisst als dein Bett, setzt du dich auf mich. Wenn ich nicht mehr da wäre, würdest du auf den kalten Boden fallen und dich fragen, wo ich bin. Aber wenn du auf mir sitzt und du dich gnadenlos in mich reindrückst, versuche ich dich einfach zu ignorieren. Funktioniert leider nicht immer und ich ignoriere dich aktiv, was mich dauernd Nerven kostet, wodurch ich immer älter wirke und schon abschreckende Falten bekomme. Anschliessend werde ich auf den Sofa-Friedhof gebracht, wo ich verrotte. Zerlegt vom Wind von Regen, Schnee und Kälte werde ich bedeckt im Wissen, dass niemand je an mich denkt. Ok, ich wollte dir keine Angst machen, aber du weisst schon, da würdest du auch so ungeliebt und herzlos landen, wenn du ich wärst. Langsam werde ich völlig poetisch, weisst du, das können Sofas durchaus sein. Wusste ich auch nicht davor, aber hab’s eben gerade das erste Mal versucht. Solltest du auch mal, erweitert den Horizont, denke ich auf jeden Fall oder wurde mir so gesagt.

 

Ich denke, das reicht für den Moment. Ich erlaube dir jetzt, dich auf mich zu setzen, nachdem du mir zugehört hast. Aber nur unter einer Bedingung: Vergiss nicht, was ich bin.