Bericht von Manuel Conrad, Moderation Erdem Önel und Isabelle Schoch (2Mb)
«Klappt’s mit dem Ton?», wandte sich Hohler als Erstes an die bunt gemischte Zuhörerschaft, die sich an diesem sonnigen Donnerstagmittag in der Aula der Kantonsschule Romanshorn versammelt hatte. Es klappte. Und man liess sich von Hohler gerne in die Unterführung am Berner Hauptbahnhof entführen, in welcher sein neuer Roman mit dem Titel «Das Päckchen» seinen Anfang nimmt. Ganz unvermittelt klingelt hier plötzlich einer der selten gewordenen öffentlichen Telefonapparate und Ernst, als Bibliothekar in der Zürcher Zentralbibliothek nicht eben geborener Abenteurer, hebt ab. Damit begeben sich sowohl Ernst als auch ein geheimnisvolles Päckchen auf eine abenteuerliche Reise.
Dass Ernst ausgerechnet an jenem Tag zu einer Sitzung nach Bern geladen war, ausgerechnet an jenem Tag seinen Zug nach Zürich verpasst und seine Frau ausgerechnet von jenem öffentlichen Telefonapparat aus über seine Verspätung informieren will, ist, wie so vieles in Hohlers Romanen, reiner Zufall. Gerechtfertigt also die Frage der moderierenden Schüler, ob diese zahlreichen Zufälle schlicht zweckgebunden oder gar durch eigene Erlebnisse inspiriert seien? Er liebe Zufälle, so Hohler, sie trügen dazu bei, eine Handlung anzustossen, etwas in Gang zu setzen. Ob er denn zumindest den groben Verlauf der Handlung kenne, bevor er sich an einen Roman mache? Nein, entgegnet Hohler, die Figuren sowie die Handlung entstünden während des Schreibens, es gebe weder einen Plott noch ein klares Ende. Das erstaunt den Fachmann und verwundert den Laien – und bestärkt vielleicht den einen oder anderen jungen Schreiber, es einfach einmal zu versuchen. Nur Angst darf man dabei nicht haben – ähnlich wie Hohlers berühmtes Cello, wenn es wieder einmal alleine zu Hause auf seinen Herren warten muss, während dieser weit draussen am Bodensee seine (zufälligen?) Geschichten zum Besten gibt.